Hallo und Herzlich Willkommen meine liebe Leser und Leserinnen!
Ich hoffe ihr hattet eine schöne, besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!
In der letzten Zeit habe ich viele Seiten Perus entdeckt und habe auch sehr viel Neues von der peruanischen Kultur zu berichten. Aber dazu gleich mehr.
Zuerst möchte euch erzählen, was in der Zwischenzeit passiert ist.
Meine Arbeit lief zunächst, wie bisher beschrieben, ganz normal weiter.
Als der Oktober endete, musste ich leider merken, wie ich langsam in die klassische "Ernüchterungsphase" rutschte. Zum Glück kann ich sagen, dass das ganz normal für einen Freiwilligendienst im Ausland ist und wir fast alle durch diese Phase gehen mussten. Grundsätzlich muss man einfach feststellen, dass doch nicht alles so toll ist, wie man es vorher vielleicht erwartet und am Anfang wahrgenommen hat. Man beginnt saubere Luft, besseres Spanisch und manches deutsche Lieblingsessen zu vermissen.
Zum meinem Glück kam genau dann der erste Kurzurlaub, denn der Erste November ist in Peru gesetzlicher Feiertag. An diesem Wochenende fuhr ich mit allen anderen deutschen Volontären des CVJM nach Ica. Diese Wüstenstadt liegt nahe der Wüstenoase Huacachina. Dort kann mit Buggys durch die Wüste fahren oder auf den Dünen sandboarden gehen. Das funktioniert quasi wie Schlitten fahren in der Wüste: Man legt sich auf den Bauch auf ein Snowboard und rutscht so einfach die Dünen herunter. Ganz in der Nähe Icas liegt das Küstenstädtchen Paracas. Zum einen kann man von dort Bootstouren unternehmen, auf denen man, wenn man Glück hat auch Pinguine entdeckt, zum anderen ist es möglich, im nahe gelegenen Naturreservat an Touren teilzunehmen. Ich habe mit einigen anderen Volontären an einer Tour auf Quads teilgenommen. Auf der Tour haben wir viel der teilweise sehr malerischen Atlantikküste, Wüste und auch den "roten" Strand entdecken dürfen.
Nach dieser kleiner Erholungszeit konnte ich auch die Ernüchterungsphase gut hinter mir lassen.
Zurück in Lima arbeitete ich wieder in den gewohnten Programmen und Projekten.
So haben wir in der Zwischenzeit unter anderem auch einen Hausbau in Independencia unterstützt. Dort wurden die Grundmauern eines Hauses durch eine gezielte Spende aus Deutschland errichtet. Das ist insbesondere wegen der Erdbebengefahr wichtig. Das Armenviertel liegt an einem steilen Hügel und so besteht bei einem Erdbeben immer die Möglichkeit, das schlecht befestigte Häuser und Geröll abrutschen, wodurch andere Häuser beschädigen oder zerstören könnten.
In den letzten Woche vor der Weihnachtspause gab es natürlich auch mehrere Weihnachtsfeierlichkeiten. So kamen in "crecemos felices" die Patinnen und Eltern zu Besuch. Wir aßen gemeinsam und die Patinnen überreichten den Kindern Geschenke. Die Kinder wiederum führten Tänze auf und sangen für die Gäste.
Als dann Weihnachten kam, merkte ich, dass ich Heimweh bekam.
Anders als in der Ernüchterungsphase, vermisste ich Weihnachten mit meiner Familie in Deutschland. An Heiligabend wurden wir von Köhlers zu einem deutschen Weihnachtskaffee eingeladen, was mir sehr gut tat. Anschließend besuchten wir den Weihnachtsgottesdienst der evangelisch-lutherischen Gemeinde hier in Lima. Dort sangen wir tatsächlich Weihnachtsschlager, wie "Es ist ein Roß entsprungen" oder "Stille Nacht".
Die anschließende Weihnachtsfeier in meiner Familie war trotz meines Heimwehs sehr schön und gesellig. Hier in Peru wird an Heiligabend eigentlich bis um null Uhr des 25. Dezembers gewartet, um mit der ganzen Familie anzustoßen und die ganze Nacht mit Tanz und Truthahn zu feiern. Da meine Gasteltern zwei kleine Enkel haben und auch weiter entfernte Verwandschaft mit Kindern angereist war, wurden die Feierlichkeiten einige Stunden vorgezogen. Untypisch für mich als Deutschen war zum einen, dass wir mit vielen Verwandten in großer Runde feierten. Zum anderen war die Bescherung sehr durcheinander und laut. Grundsätzlich würde ich das peruanische Weihnachten sehr laut, feierlich, weniger besinnlich und einfach nur bunt und fröhlich beschreiben.
Am zweiten Weihnachtstag machte ich mich zusammen mit allen Mitvolis (Mitvolontären) auf den Weg nach Azpitia.
Dort fand für uns das erste Auswertungsseminar statt. Es gab ein Programm, was geholfen hat (ohne schweißtreibende Arbeitsphasen) das Passierte zu reflektieren und uns durch verschiedene gruppendynamische Aufgaben als Gruppe erneut zusammen zu bringen. Insgesamt war es für mich eine sehr angenehme Zeit. Azpitia ist wirklich malerisch schön und war perfekt, um den ganzen Stress der letzten Zeit abzulegen, mich neu auf Gott auszurichten und mich aufs Sommerprogramm vorzubereiten.
Nach dem viertägigen Zwischenseminar verbrachten allen Volis gemeinsam Silvester im Y-Camp. Wir haben am Strand gecampt, uns selber versorgt, viel gebadet, gefeiert, uns ausgeruht und trotz exzessivem Gebrauchs von Sonnencreme so einiges an Sonnenbrand bekommen.
Einen sehr kuschligen Start stellt die Fahrt zum Strand dar, auf der wir im Supermarkt alle Vorräte für die vier Strandtage gekauft haben und uns anschließend mit 13 Personen, unserem Gepäck für neun Tage, 160 Liter Wasser und unseren Essenvorräten in ein Auto "gesetzt" haben.
Am Strand angekommen hielten wir am zweiten Tag die Sonne nicht mehr aus und haben uns deshalb aus Rettungsdecken und Handtüchern ein Sonnensegel gebaut
Zurück in Lima ging es am zweiten Januar direkt mit der Arbeit im Sommerprogramm los. Ich arbeite fünf Tage in der Woche mit Smila zusammen im Freizeitzentrum in Surco im Kinderprogramm. Wir arbeiten mit Kindern im Alter von drei bis elf Jahren. Wir bereiten für sie Spiele, Theaterstücke, Bastelstunden und Andachten vor. Wir versuchen den Kindern Gottes Liebe und seine Idee für unser Leben zu vermitteln. Dazu gibt es nach ein wenig Spiel und Spaß immer ein Theaterstück, dass passend zum Thema eine Situation darstellt. Anschließend nutzen wir die Andacht, um den Kindern das Thema zu erklären und ihnen Gottes Sicht und seine Gedanken über uns weiterzugeben.
Daneben arbeite ich im Team von Vida con Sentido (=Leben mit Sinn/Bestimmung) mit. Dieses Programm ist für Erwachsene allen Alters. Die Teilnehmer kommen zusammen, um zu beten, Spaß zu haben und um sich gemeinsam über Gott und ihre Lebensgeschichten auszutauschen. Das Programm ist sehr tief und viele der Lebensgeschichten sind von Leid und/oder eindrucksvollen Erlebnissen mit Gott geprägt.
Natürlich haben wir trotzdem sehr viel Spaß in dem Programm und konnten so zum Beispiel beim ersten Mal direkt den Geburtstag von Gustavo feiern.
Gustavo ist in Surco der Leiter der Kinder- und Jugendarbeit und war somit auch in der vergangen Wochen mein Vorgesetzter. Er ist sehr engagiert und es macht Spaß mit ihm zu arbeiten, da ihm Gottes Botschaft sehr wichtig ist.
Des Weiteren findet einmal wöchentlich der Deutsch-Sprachkurs statt, in dem ich mit einem weiteren Volontär deutsche Sprache und Kultur vermittle.
Wir lehren in manchen Stunden die deutsche Sprache und in anderen präsentieren wir beispielsweise Deutschland und einige Fakten, die man vielleicht nicht sofort im Internet findet. Das Angebot ist unverbindlich und soll locker und spielerisch Wissen vermitteln. Zu diesem Programm kommen vor Allem Jugendliche und junge Erwachsene.
Die Arbeit im Sommer ist sehr erfüllend, allerdings auch schon mehr als zur Hälfte vorüber.
Wenn ich jetzt hier ständig von Sommer erzähle, aber weiß, dass viele von euch momentan in einem eher winterlichen Deutschland unterwegs sind, kann ich euch beruhigen: Hier ist es viele Tage so warm und schwül, dass man sich tatsächlich auch mal die deutsche Winterkälte wünscht.
Zwar ist der Sommer in diesem Jahr wohl eher schwach (was man auch daran sieht, dass die meisten Peruaner immer noch lange Hosen tragen), allerdings ist die Hitze sehr drückend und die Sonne hier in der Nähe des Äquators ja auch recht stark.
Ich kann mich insgesamt also recht froh schätzen, dass der peruanische Sommer (noch) nicht alles gegeben hat, was er kann.
In den vergangenen Wochen hat für mich neben dem Sommerprogramm auch eine neue geistliche Etappe angefangen. Ich habe mit zwei weiteren Volis eine Gemeinde besucht, die uns vorher schon einmal empfohlen wurde und es hat uns so gut gefallen, dass wir seit diesem Tag regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Der Prediger dort gefällt uns sehr gut. Von der Gemeinde haben wir auch inhaltlich bereits einiges in die ganze Voli-Gemeinschaft tragen können.
Das ist auch schon wieder alles, was in letzter Zeit passierte. Jetzt stehe ich vor der letzten Woche des Sommerprogramms und kann sagen, dass ich zwar erfüllt, aber doch sehr überrascht davon bin, wie schnell der Sommer (als Arbeitsetappe) vorüberging. Anschließend an die nächsten Woche werden wir für die Halbjahresauswertung gemeinsam mit Volontären aus anderen Ländern und anderen Organisationen nach Chosica fahren. Dort werden wir gemeinsam über das Passierte reden, uns neu auf Gott ausrichten und uns auch ganz praktisch auf den neuen Arbeitsabschnitt vorbereiten.
Als kleinen Ausblick für mein nächstes Update, kann ich euch schon sagen, dass ich im März verreisen werde. Neben Kolumbien und dem Dschungel kommt mich auch meine Familie besuchen, mit der ich natürlich auch einige Sehenswürdigkeiten entdecken möchte.
Doch bevor ich mich verabschiede, möchte ich mich bei allen bedanken, die für mich beten, mit mir in Kontakt sind, meinen Blog lesen, an mich denken und mich unterstützen! Ihr seid mir wirklich eine riesige Motivation in diesem Jahr Gottes Reich zu bauen, zu dienen und eine gute Stütze aus schwierigen Situationen, denen ich hier begegne, zu lernen. Ein riesiges Dankeschön!
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar interessante Minuten bescheren uns wünsche euch bis zum nächsten Mal Gottes Segen.
Bis bald!