Hallo alle zusammen!
Bald sind es bereits zwei Monate her, seit ich mich das letzte Mal zu Wort gemeldet und euch berichtet habe. Seitdem hat sich einiges geändert...
Aber wollen wir vorne anfangen.
Am 24.8. ging meine Reise endlich los. Ich begab mich mit neun weiteren Volontären auf die lange Reise und nach mehr als 24 Stunden erblickten wir die Straßen Limas.
Diese sind zwar meistens asphaltiert, jedoch auch sehr überlastet. Sie werden auch sehr selbstbewusst befahren. "Es ist eher ein Fluss", erklärte uns Michael, als wir uns durchaus erstaunt über die Fahrweise und "Regelkonformität" der Peruaner äußerten.
Auf dieser ersten Fahrt vom Flughafen zum Y (dem Gebäude des YMCA) beeindruckte das Stadtbild Lima: Die Häuser sind häufig farbig gestrichen, allerdings alle durch Staub und Smog etwas grau geworden. An den Grundstücksgrenzen stehen häufig meterhohe, dicke Stahlzäune oder Betonmauern. Das Thema Sicherheit ist hier in Peru ohnehin besonders wichtig. Aus Existenznot heraus gibt es viel Kleinkriminalität, weshalb man bei der Auswahl des Taxis, Seitenstraßen im Dunkeln und auch am Tag immer vorsichtig sein muss und auf seine Wertgegenstände achten sollte.
So wurde ich bereits am zweiten Tag Opfer eines Taschendiebes. Wir waren gerade mit allen Volontären unterwegs auf dem Weg zur "Casa Clement", dem Haus von Köhlers. Da sahen wir natürlich direkt aus wie Touristen, die ein gutes Opfer abgeben. Ein Mann rempelte mich an und ein anderer griff mir in meine hintere Hosentasche. Allerdings musste ich die beiden, die einige Meter weiter in einen Bus verschwanden, enttäuschen. Meine hinteren Hosentaschen waren aus reiner Vorsorge leer (was bei vielen Peruanern erstaunlicherweise nicht der Fall ist).
In den ersten beiden Wochen wurden wir Volis von den Köhlers in die Arbeit im YMCA eingeführt und besuchten nach und nach die Abteilung im Y. Wir waren also bei den verschieden Programmen, deren Leitern, in der Schule, der Sportabteilungsleiterin und bei den den Führungskräften der beiden Hauptschwerpunkte: Soziale Arbeit und Christliche Botschaft. Ihre Aufgabe ist es, die Programme im YMCA immer wieder auf den Auftrag der Mission und die Diakonie auszurichten.
Köhlers zeigten uns zusammen mit einigen Peruanern, die aufgrund eines eigenen Freiwilligendienstes in Deutschland sehr gut deutsch sprechen die Stadt Lima. Wir bekamen Siegessäulen, viele prunkvolle, katholische Kirchen und Gebäude aus kolonialer und republikanischer Zeit zu sehen. Auch besuchten wir einen "Inka-Markt", auf dem Alpaka-Pullover und allerlei bunte Kleinigkeiten verkauft werden. Dort habe ich mir neben einem Alpaka-Pullover auch ein kleine Geldbörse gekauft, in der ich meinen täglichen Geldbedarf mitnehme.
Sehr angenehm war es für die ganze Volontärsgruppe, als wir endlich mal aus der riesigen Stadt raus kamen. Wir fuhren mit Michal ans Y-Camp.
Das ist ein Strandstreifen, den der Y außerhalb Limas gekauft hat. Neben der Tatsache, dass dort im Sommer Camps für hunderte Jugendliche stattfinden und auch Familien dort Häuser mieten können, ist der Strand wunderschön. Es ist eine kleine Bucht, die den Sandstrand einfasst. Durch diese Felsen wird das ganze malerisch schön. Nachdem wir einen Tag dort verbrachten und auch im Pazifik gebadet hatten, fuhren wir nach Azpitia, einem kleinen Dorf, in dem der YMCA ein kleines Hotel, Bungalows und einen Kletterpark hat. Nach der Übernachtung in den Bungalows, absolvierten wir im Kletterpark ein Teamtraining. Auch hier finden immer wieder Freizeiten und Camps des YMCA statt.
Nach den ersten beiden Wochen, zogen wir aus dem YMCA in unsere Gastfamilien um und bekamen auch unseren ersten Arbeitsplan. Dieser gilt bis Mitte Dezember. Ich arbeite in "crecemos felices", in "Hope" und in "YMCA-Líderes" mit. Näheres über die Programme erfahrt ihr hier.
In den Programmen konnte ich mich schon etwas einarbeiten. Allerdings fällt es inbesondere bei den jungen Erwachsenen schwer wirklich Kontakte aufzubauen, da dort die spanische Sprache deutlich dringender nötig ist, als bei Kindern, zu denen man auch mit Spiel und Spaß eine sehr gute Bindung aufbauen kann. Allerdings merke ich, dass ich mit jeder Herausforderung (gestern hielt ich meine erste Andacht auf spanisch) wachse und mir auch trotz der teilweise noch schwierigen Sprache immer mehr zutraue. Insgesamt fällt mir das Spanisch aber immer leichter und Smalltalk halten, Organisatorisches absprechen oder kleine Geschichten erzählen klappt schon sehr gut. Natürlich ist das zuhören immer einfacher als das selber sprechen.
Somit gibt es auch den Sprachkurs, indem jemand aus dem YMCA, der für ein Jahr in Deutschland war, uns Spanisch beibringt. Dann gibt es da noch das "Voli-Frühstück". Das findet jeden Freitagmorgen in der Casa Clement statt. Köhlers kaufen deutsche Brötchen und nach dem Frühstück haben wir Zeit für Lobpreis und ein Thema (z.B. Sicherheit, Urlaub, Charaktertypen,...). Das Voli-Frühstück ist immer sehr schön und familiär, weshalb die Casa Clement fast schon wie ein zweites Zuhause für mich geworden ist. Auch sind Köhlers sehr herzlich zu uns und ganz nebenbei ist die CC (Casa Clement) auch sehr deutsch eingerichtet.
Ich hatte sogar das Privileg für fünf Tage in der Casa Clement alleine zu wohnen, da Köhlers nach einem CVJM-Seminar in Chile dort auch direkt einen Urlaub machten. Allerdings muss das Haus immer bewohnt aussehen um potentielle Einbrecher abzuschrecken. Diese Zeit war für mich sehr angenehm und gut um zur Ruhe zu kommen.
Neben den lieben Köhlers, die es uns hier sehr leicht machten anzukommen und uns total unterstützen, gibt es auch unglaublich viele nette und herzliche Peruaner, denen ich begegne. So war es von Anfang an kein Problem, dass mein Spanisch nicht wirklich gut war. Wir gingen mit Peruanern in Bars, shoppen oder auch Mittagessen. Es ist wirklich sehr angenehm, da es hier viel offene Menschen gibt. Ein wunderbares Beispiel dafür ist, dass wir vom YMCA in der ersten Woche zum Mittagessen eingeladen wurden. Im Festsaal wurde für uns gedeckt und wir aßen gemeinsam mit sämtlichen Führungskräften des YMCA. Sogar der Präsident des peruanischen YMCA war vertreten. Als wäre das nicht genug, hatten wir währenddessen und anschließend noch Zeit uns mit ihnen zu unterhalten und sie versuchten trotz unser nicht wirklich vorhandenen Spanischkenntnisse ein Gespräch zu beginnen. Das war für uns eine große Ehre.
Zu meiner Gastfamilie kann man wohl sagen, dass sie sehr erfahren ist und ich bereits ihr 13ter Volontär bin. Es ist eine älteres Ehepaar. Die beiden sind unglaublich herzlich und geben mir total viel Freiraum und Unabhängigkeit, was mir auch gut tut.
Mein Zimmer ist klein aber fein und ich wohne sogar sehr nah am Y, was ein riesiges Privileg ist und mir viel Zeit erspart.
Das, woran ich mich erst sehr langsam gewöhnen konnte, war das Essen hier. Vorher wurde von den ehemaligen Volontäre sehr viel von dem Essen hier geschwärmt, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass sich bei mir in den ersten vier oder fünf Wochen doch immer mal wieder der Magen umgedreht hat. Hier gibt es oft Reis mit Hühnchen, was alleine kein Problem ist, allerdings ist das Hühnchen manchmal von nicht wirklich guter Qualität oder nicht ganz durchgebraten. Niemals darf man die Suppe des Hauses als Vorspeise bestellen, da man dort auch mal Innereien oder einen Hühnerfuß in der Hühnerbrühe findet... Nach und nach habe ich allerdings ein Gefühl dafür bekommen und man sammelt natürlich auch Erfahrung, welches Restaurant gut ist und welches man meiden sollte.
Hier in Peru gibt es außerdem total viel Zucker. In allem ist Zucker und an jeder Straßenecke gibt es einen kleinen Kiosk oder jemanden der Snacks anbietet. Auch in den Bussen gibt es immer wieder Leute, die Snacks, Eis oder Kleinigkeiten, wie zum Beispiel Schlüsselanhänger verkaufen. Mir persönlich gefällt da immer das Popcorn (peruanisch: Cancha/Canchita) sehr gut. Es gibt nur gesalzenes Cancha, weshalb der Snack auch der gesündeste in Peru ist. Für ein Sol (ca. 27 Cent) bekommt man schon eine ordentliche Portion, die für den Rest des Abends reicht.
Meinen Glaube lebe ich hier in Peru bislang hauptsächlich beim Voli-Frühstück. Dort machen wir Lobpreis, halten gemeinsam Andachten und beten füreinander. Ich habe begonnen jeden Tag 15 Minuten in der Bibel zu lesen. Auf diese Idee hat mich ein sehr guter Freund gebracht und ich merke, wie gut es mir tut, Gott mehr Zeit in meinem Alltag einzuräumen. Zeit, um verschiedene Gemeinden zu besuchen hatte ich bislang leider noch nicht. Ich danke Gott für die viele Unterstützung, die mir zukommt. Ich danke ihm für alle, die für mich beten, für alle, die mit mir immer wieder im Kontakt sind und natürlich auch für die, die die AG der CVJM mit Spenden unterstützen.
Ich freue mich sehr, wenn ihr nachfragt (geht auch hier auf der Seite ganz einfach mit der Funktion am Rand) und insbesondere auch, wenn ihr für mich betet.
Ganz herzliche Grüße aus Perú und bis bald!
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